Der FKL, Fischereiverband Kanton Luzern hatte am 2. Juni 2025 zu einem Vortrag mit Besichtigung der Mäander-Fischtreppe in Sursee geladen. Über 80 Personen sind dem Aufruf gefolgt.
Das Ziel ist, dass Fischwanderhindernisse verschwinden sollen
Fische ziehen um ihrer Fortpflanzung oder der Nahrungssuche willen umher. Allerdings sind Kraftwerke und andere Bauwerke vielerorts unüberwindbare Barrieren. Bis 2030 soll sich das ändern, und dafür sind laut dem Bundesamt für Umwelt (Bafu) etwa 1000 Sanierungsprojekte erforderlich – die bis 2030 eigentlich begonnen werden sollten.
Bildquelle © BAFU 2017
In Sursee ist man aber schon bald fertig mit dieser schweizweit zweiten «Mäanderfischtreppe». Claudia Beck vom Ingenieurbüro IUB AG (www.IUB-AG.ch) hat deren Details in einem sehr informativen Vortrag und Live vor Ort erläutert.
Was ist eine Mäander-Fischtreppe?
Eine Mäander-Fischtreppe verläuft in einer gewundenen Form, ähnlich wie ein Bach oder Fluss, und
dient als Fischtreppe. Diese Konstruktion soll Fischen helfen, über Barrieren wie Staudämme leichter aufzusteigen, indem sie eine Reihe von Becken mit unterschiedlich starker Strömung in
Zick-Zack-Anordnung bereitstellt. Das Projekt in Sursee ist per Juni 2025 das zweite Projekt dieser Art in der Schweiz. Weitere Informationen folgen.
"Wer hät's erfunde?"
Hans Wilhelm
Peters, Architekt, Angler und Fischzüchter, hat den Mäanderfischpass an der Fachhochschule
Bochum (DE) entwickelt, konstruiert und die Anlage als Patent eintragen
lassen. Ein weiteres Patent, basiert ebenfalls auf dem Mäanderkonzept, in diesem Fall jedoch zur Überwindung eines Staudamms (Bild beachten) – mit grösserem
Höhenunterschied als an der Sure. Hier noch einige Infos zum Mäanderfischpass der Technische Universität Dresden – Fakultät Bauingenieurwesen zum
Thema.
Wie finden Fische die Fischtreppe?
Durch diesen Abfluss wird eine auffindbare Leitströmung erzeugt, durch die sich die Fische orientieren können.
Testlauf in Suhr
Der erste Test beim Kleinkraftwerk an der Sure war erfolgreich, waren doch innert 40 Minuten bereits Fischschwärme bis ca. 7 cm Länge, weiter eine Groppe oder ein 80cm Wels in der
Mäanderfischtreppe gesichtet. Die Fische haben den Einstieg also gefunden.
Nutzen die Fische die Fischtreppe?
Nach dem ersten Testlauf 2025 werden noch weitere Messungen vorgenommen um zu prüfen, wie die Fischtreppe angenommen wird. Nach der anstehenden biologischen Wirkungskontrolle erwartet man dan
weitere Informationen.
Dabei geht es dann um die Art und Grösse der Fische, die die Mäanderfischtreppe benutzen.
Ebenfalls wird eine WebCam installiert, die eine visuelle Kontrolle der Fischwanderung zeigt.
Die Fischtreppendurchgängigkeit misst man mittels PIT-Tagging
Bei der PIT-Tagging genannten Methode werden kleine, passive Transponder (PIT-Tags) in Tiere, vor allem in Fische, eingebracht. Damit kann deren Identifizierung und Nachverfolgung ermöglicht
werden. So erkennt man wie die Fische auf die Leitsträmung und die Fischtreppe reagieren.
Diese Tags werden mit RFID-Technologie (Radio-Frequency Identification) erkannt, was bedeutet, dass sie durch ein elektromagnetisches Signal aktiviert
werden und einen eindeutigen Identifikationscode senden.
Das PIT-Tagging wird an der Sure erst noch ausgeführt – aber als Beispiel dieser interessanten Technologie nachstehend das Beispiel von der Limmat im Raum Wettingen/AG.
Aal
In der Schweiz sind alle vorkommenden Aale Jungfische. Im Meer verbringen sie nur eine kurze Lebensphase als ausgewachsene Aale, wo sie sich auch fortpflanzen. In der Schweiz ist der Aal, der als
gefährdet gilt, natürlicherweise im Rhein und seinen Nebenflüssen zu finden.
Lachs
Im Erwachsenenalter lebt er im Meer. Er steigt nur zum Zwecke der Fortpflanzung in die Fliessgewässer auf. Die Jungfische wandern ihrerseits nach einigen Jahren zurück ins Meer. Früher gelangten
Lachse über den Rhein in die Schweiz. In den Rhein-Nebenflüssen, teilweise aber auch im Rhein selber, legten sie ihre Eier ab. Heute ist der Lachs in der Schweiz zwar ausgestorben, verschiedene
Massnahmen zur Wiederansiedlung sind jedoch im Gang.
Äsche
Bevor die grosen Flusskraftwerke errichtet wurden, war die Äsche in den Einzugsgebieten von Rhein, Rhone und Ticino sehr verbreitet. Eine ganze Fischregion wurde nicht ohne Grund nach ihr benannt
– die Äschenregion. Leider sind die Bestände inzwischen stark zurückgegangen und gelten als gefährdet.
Nase
In den Einzugsgebieten von Rhein und Aare ist die Nase anzutreffen, jedoch ist sie vom Aussterben bedroht. Die legendären Laichzüge flussaufwärts, bekannt als Nasenstrich, sind unvergesslich. Heute ist dieses Phänomen
Barbe
Die Barbe, die in potenzieller Gefahr schwebt, bewohnt die Einzugsgebiete von Rhein, Aare und Rhône. Im Frühling macht sie ausgedehnte Wanderungen zu ihren Laichplätzen.
Seeforelle
Die Seeforelle stellt die wandernde Variante der Forelle dar. Als ausgewachsener Fisch lebt sie in Seen und steigt zur Fortpflanzung in ihr Heimatgewässer auf. Ihre Gefährdung wird als hoch
angesehen.
Quellennachweis: © BAFU
Im Rahmen der Recherche merkt man, dass das Thema "Fischtreppen" "Fischschonende Turbinen" sehr gross ist. Darum hier noch einige Infos.
Was ist ein "Fischgängige Wasserwirbelkraftwerk", z.B in Schöftland (AG)
Hier kannst Du im Petri Heil-Beitrag weiterlesen...
aber irgend etwas ging schief, weiter lesen...
trotzdem gehen 1000 Wasserwirbelkraftwerke nach Indien
Fischliftsysteme in der Schweiz und Deutschland
Fischlift am Grimsel, Schweiz
Fischlift am Wehr Baldeney bei Essen / DE
Fischschutz bei Turbinen
Es geht darum die Balance zwischen Energiegewinnung und Ökologie zu verbessern. Die Forschung an der Lösung dieser Aufgabe ist weltweit im Gange.
Wie Fische an der Turbine vorbeikommen
Das Schlauchwehr an der Suhre stellt eine einfache und preiswerte Bauweise für ein Stauwerk an kleinen Wasserläufen dar. Ein Schlauch kann verwendet werden, um den Wasserfluss zu behindern und die Stauhöhe durch Befüllung mit Wasser oder Luft einzustellen. Dadurch entfallen aufwändige Fundamentkonstruktionen.
Der Maschinenraum
Bei der aktuell installierten Turbinenrt handelt sich um eine "horizontalgelagerte, doppeltgesteuerte Kaplan
S-Turbine", diese kann zwischen 0.3 m3/s und 2 m3/s turbinieren. Das Gefälle liegt bei ca. 3 Meter, die Stromproduktion kann zwischen 1-55 kW sein, je nach Wassermenge. Die Jahresproduktion liegt
bei ca. 200'000 kWh. Genauere Produktionsdaten sind auf derHomepage www.gwd-energie.ch
aufgeführt
Funktionsweise einer Kaplan-Turbine in einem Flusskraftwerk als 3D-Animation.
Die Geschichte des Kraftwerks
2001 erstellte die GWD in Sursee an der Sure ein neues
Kleinwasserkraftwerk (KWKW).
Die GWD ist besonders stolz darauf, dass dies das erste KWKW im Kanton
Luzern ist, welches an einem neuen Standort ohne vorbestandenen
Wasserrecht gebaut wurde. Genossenschaftsmitglieder halfen
durch
Fronarbeit, die Baukosten möglichst tief zu halten.
Dieses produziert pro Jahr ca. für 50 durchschnittliche Haushaltungen Strom.
Die Genossenschaft Windenergieanlage Diegenstal ist Kraftwerkseigentümerin
Die «Genossenschaft Windenergieanlage Diegenstal (GWD)» wurde 1993 gegründet.
Was vor 30 Jahren mit 19 Gründungsmietgliedern und einigen Tausend Franken begann, ist heute eine Genossenschaft mit über 300 Mitgliedern und 13 Anlagen. Weiter lesen...
Hast Du Fragen an den
Vorstand von GWD?
Bist Du schon Genossenschafter?
Möchtest Du Genossenschafter der «Genossenschaft Windenergieanlage Diegenstal (GWD)» werden. Die Anmeldung kostet einmalig CHF 250.- und enthält einen Anteilsschein in diesem Betrag.
Weiter zur Anmeldung... oder zu den Statuten des GWD.
Der zweite Vortrag dieses Abends galt dem ab 2020 ausgeführten Revitalisierungsprojekt an der Sure und der Situation des Wasserspiegels am Sempachersee. Viktor Schmidiger von der Dienststelle Verkehr und Infrastruktur (Vif) Kanton Luzern hat dazu die massgebenden Details erklärt.
Der hohe Pegelstand des Sempachersees ist unter anderem auf die unzureichende Abflusskapazität der Sure zurückzuführen. Ursache dafür sind die Revitalisierungsmassnahmen des Kantons aus dem Jahr
2020.
Der Kanton handelt nun (2025) mit Sofortmassnahmen, damit soll die Hochwassersituation am Sempachersee entschärft wird.
Revitalisierung Sure, Masterplan Sure 2015
Weiter
lesen... (PDF)
Quelle © BAUBLATT
Um die anhaltende Hochwasser-Situation am Sempachersee zu entschärfen und den Abfluss der Sure zu erhöhen, wurden von Ende August bis Mitte September bereits erste Sofortmassnahmen an der Sure in
Oberkirch LU umgesetzt. Dabei wurden teilweise Revitalisierungsmassnahmen wieder rückgebaut, die 2020 umgesetzt wurden.
Die erste Etappe der Sofortmassnahmen zeige Wirkung, wie die Dienststelle Verkehr und Infrastruktur (Vif) am Freitag mitteilte. Jedoch sei bereits klar, dass die blosse Wiederherstellung der ursprünglichen Abflusskapazität nicht ausreichen
werde, um den Pegel des Sempachersees innerhalb des üblichen Schwankungsbereichs zu halten.
Klimatische Veränderungen als Ursache
Laut der Dienststelle wäre es auch ohne die umgesetzten Massnahmen des 2019 bewilligten Revitalisierungsprojektes an der Sure in den Jahren 2021, 2023 und 2024 wiederholt zu Hochwasser am
Sempachersee gekommen. Die Ursache hierfür seien unter anderem klimatische Veränderungen, heisst es.
Durch die neuen Erkenntnisse soll das 2019 bewilligte Revitalisierungsprojekt an der Sure nochmals umfassend überprüft und vorerst ausgesetzt werden. Vorgesehen war ein Hochwasserrückhaltebecken
sowie ein neues Wehr zur Regulierung des Sempachersees. Die Vif will nun eine Lösung erarbeiten, mit der die Hochwassergefährdung am Sempachersee mittel bis langfristig reduziert wird.
(pb/mgt/sda)
Kurz und bündig
Kurz gefasst kann man sagen, dass die Renaturierungsarbeiten die "Normalabflusstiefe" der Sure durch das neue Bachprofil (Quer und Längs) verändert haben - was zu einer Erhöhung des
Abfluss-Wasserspiegel der Sure um 20 cm zur Folge hatte.
Nachfolgender Erdabtrag, an Böschung und Sohle an einigen Bachabschnitten, haben den erhöhten Wasserstand der Sure wieder um 10 cm reduziert. Der Wasserstand ist damit aber immer noch 10cm höher
als vor der Renaturierung. Die Sure ist nun weiter unter Beobachtung.
Im Schlusstalk stellten sich Christian Rölli (Kraftwerk/GWD), Peter Ulmann und Sebastian Kaufmann (lawa), Viktor Schmidiger (vif) und Claudia Beck (IUB) den spontanen Fragen des Publikums.
Anschliessend wurde die Mäanderfischtreppe und das Kraftwerk vor Ort besichtigt und stiess auf grosses Interesse.
Der unternehmerische Mut, für dieses in der Schweiz neuartige "Fischtreppenprojekt" hat uns Fischer sehr gefreut – Wir danken der «Genossenschaft Windenergieanlage Diegenstal (GWD)» für ihren
Einsatz!
Vielen Dank den Vortragenden und den Organisatoren für den tollen Abend.
Fischgängigkeit in der Schweiz
Claudia Beck, Umweltingenieurin, IUB Engineering AG
Mäanderfischtreppe Sure
Claudia Beck, Projektleiterin
Hochwassersituation Sure und Sempachersee
Viktor Schmidiger, Abteilungsleiter Naturgefahrenm vif Kanton Luzern
und den (Mit-) Organisatoren
Christian Rölli, GWD, Vorstandsmitglied
Sebastian Kaufmann, LAWA, Fachbereichsleiter Fischerei
Peter Ulmann, Abteilungsleiter Natur, Jagd und Fischerei, Mitglied der Geschäftsleitung
Sara Muff, Co-Präsidentin FKL
Markus Fischer, Co-Präsident FKL
Kurt Bischof, Gesprächsführung / Kommunikation, FKL
Petri-Heil wünscht euch
Fischerverein Sempachersee | 6207 Nottwil
info@fv-sempachersee.ch | www.fv-sempachersee.ch